Die Seele hat keinen Turbogang
Therapie – mitten im Leben

Am Ende von Behandlungen hören wir häufig, dass PatientInnen große Dankbarkeit empfinden. Auch gegenüber ihren TherapeutInnen, aber vor allem im Gedanken daran, wie aufgehoben sie sich in der Gemeinschaft ihrer Mitpatienten gefühlt haben und wie viel dies zu ihrer Gesundung beigetragen hat. Dabei bestand zu Beginn doch bei vielen die Befürchtung „heruntergezogen“, „belastet“ oder „übersehen“ zu werden! Woher kommt diese therapeutische Wirkung der Gemeinschaft?

Raum zum Austausch und geborgen fühlen

Soziale Wesen

Auf diese Frage gibt es viele Antworten, die sich sicher nicht ausschließen. Zunächst einmal ist fast keine Erkenntnis über den Menschen derartig unbestritten wie seine Charakterisierung als "soziales Wesen". Im Kampf gegen vielfältige Bedrohungen und Anforderungen einer oft feindlichen oder herausfordernden Natur konnten die frühen Menschen nur mit vereinten Kräften bestehen. Diese gegenseitige Abhängigkeit im Überleben hat unser Gehirn so sensibel für soziale Reize gemacht wie kein anderes. Das zeigt sich z.B. darin, dass auf neuronaler Ebene körperlicher Schmerz und sozialer, wie er etwa durch Isolation entsteht, durchaus vergleichbar sind.

Austausch

In unserer modernen Gesellschaft haben sich Arbeits- und Sozialstrukturen herausgebildet, die diesen menschlichen Bedürfnissen nicht ausreichend entgegenkommen. Und gerade im Fall von psychischen Erkrankungen leiden die zwischenmenschlichen Beziehungen häufig doppelt schwer. Sowohl die Erfahrung, mit seinem Leiden nicht ernst genommen zu werden, als auch die der Ausgrenzung und Diskriminierung bringen häufig einen inneren und äußeren Rückzug mit sich. Dass jemand Ähnliches erlebt oder Lösungen zu ähnlichen Problemen gefunden hat, ist eine Erkenntnis, die eine scheinbar ausweglose Lage deutlich verändern kann.

Übung

Im Alltag fragt man sich oft: "Wie drücken andere aus, dass sie wütend sind?", "Wie kann ich Kritik üben, ohne zu verletzen?", "Verstehen andere, was ich fühle?" und vieles mehr. Man stellt diese Fragen aber nur selten und vertraut meist auf "bewährtes" Verhalten, selbst wenn es langfristige negative Folgen hat. Hier stellen wir während der Behandlung in der Tagesklinik mit der therapeutischen Gemeinschaft einen sozialen Übungsraum zur Verfügung, in dem neues Verhalten erprobt und reflektiert werden kann. Die Möglichkeit, das hier zu tun, eröffnet neue Wege hin zu einer besseren Gestaltung der persönlichen Beziehungen.

Rollenwechsel

Hinzu kommt, dass therapeutische Gemeinschaften einladen, aus festen Rollen auszubrechen. Hier muss niemand immer nur stark sein oder einzig und allein bedürftig. Es ist von großem Wert, wenn man Unterstützung erfährt, auch wenn man sie nicht erwartet – und ebenso, wenn man erlebt, dass man trotz eigenen Leids noch andere unterstützen kann.

Gemeinschaft

Tagesklinik am Hansaring Tel.: 0221 / 99 80 10 E-Mail: info@psytk.de
Hansaring 55 - 50670 Köln Fax: 0221 / 99 80 11 99